Wer selbst einen Oldtimer besitzt der weiß, welcher Zauber alten Motorrädern innewohnt. Doch manchmal erlischt dieser Zauber, haucht ein Motor sein Leben aus und dann ist guter Rat teuer. Doch es gibt einen Ort, an dem diese Maschinen wieder zu neuem Leben erweckt werden: Die Gablinger Motorenwerke in Augsburg.
Die Gablinger Motorenwerke, das sind Roland und Gabi Kaschner, passionierte Motorradfahrer, leidenschaftliche Rock `n` Roller und bunte Hunde. Roland hat sich der Restauration alter englischer Fahrmaschinen verschrieben. Auch wenn sich der ganze Zauber rein im Privatleben der beiden Zweiradenthusiasten abspielt, so ist der Name Roland Kaschner innerhalb der Szene deutschlandweit bekannt. Schließlich gibt es auch im gewerblichen Bereich nur wenige Mechaniker, die heute noch in der Lage sind, historische Motorräder originalgetreu wieder aufzubauen. Und mit Restauration ist keineswegs bloß die Wiederherstellung eines irgendwie fahrbaren Zustandes gemeint. Oh nein! Vielmehr geht es darum, den oftmals schon totgeglaubten Fahrgestellen und Motoren wieder das Leben und vor allem den Glanz einzuhauchen, mit dem sie einst ihre Erstbesitzer beglückten.
Handwerkliche Präzision trifft Liebe zum Detail
Die vielzitierte „Liebe zum Detail“ gewinnt bei Roland Kaschner ganz neue Qualitäten. Denn bei den Gablinger Motorenwerken stammen nicht nur die meisten Motorräder aus längst vergangenen Jahrzehnten. Roland arbeitet bevorzugt mit Maschinen und Werkzeugen, an die auch die einstigen Entwickler in den englischen Werken von Norton, Triumph, BSA und A.J.S. für den Maschinenbau Hand anlegten.
Liebe zum Detail heißt aber auch: putzen, putzen und dann nochmal putzen. Erst an der Teilewaschanlage, dann mit der rotierenden Drahtbürste. Nur wenn ein Teil akribisch auf Fehler geprüft wurde und wieder den Glanz des blühenden Lebens versprüht, darf es seinen angestammten Platz am Motorrad wieder annehmen.
Das Zauberwort heißt “Leidenschaft”
Aber wie kann man eigentlich als Freizeit-Mechaniker eine derartige handwerkliche Präzision und ein solches Detailwissen erreichen? Neben vielen Jahren der Übung braucht man dazu zweifelsohne einen begnadeten Lehrmeister. Und den hatte Roland in Christoph „Christl“ Seffer gefunden. In dessen Garage in einem Münchner Hinterhof wurde der Grundstein gelegt für das, was später die Gablinger Motorenwerke werden sollte. Christl, selbst gelernter Werkzeugmacher, unterwies Roland über mehrere Jahre in der Kunst der Metallbearbeitung, in die unzähligen Eigenheiten der diversen Motoren, Getriebe und Fahrwerke. Bald quartierten sich Gabi und Roland in einer alten Scheune nahe des ehemaligen Gablinger Flugplatzes ein, wo dann auch die Gablinger Motorenwerke geboren wurden. Ein paar Jahre später erfolgte dann der Umzug nach Augsburg, wo sich die legendäre Werkstatt – für fremde Augen unsichtbar – in einem unscheinbaren Hinterhof versteckt.
Doch so eine Leidenschaft lebt man nicht alleine. Man braucht jemanden, der diese Leidenschaft teilt, das Feuer immer wieder entfacht und einem auch mal den Rücken freihält. Jemanden, der auch mal selbst mit Hand anlegt, nicht vor öligen Händen und durchschraubten Nächten zurückschreckt. Jemanden wie Gabi Kaschner. Immer guter Laune und stilecht gestylt passt sie darauf auf, dass es Roland während der Arbeit an nichts fehlt. Ihr Verdienst ist es auch, dass die Werkstatt der Gablinger Motorenwerke den Eindruck erweckt, als wäre man mit einer Zeitmaschine direkt in 1960er Jahre gereist, vom Wandanstrich bis zu den auf Putz verlegten Stromleitungen mit Bakelit-Lichtschaltern.
Historie wird bei den Kaschners groß geschrieben.
Und diese Liebe zum Detail ist dann auch in jedem von Rolands Handgriffen zu sehen, wenn man ihm bei der Arbeit zusieht. Mittelmaß gibt es nicht. „Das passt schon, ist zwar nicht mehr schön aber das bauen wir halt so ein“, hört man von Roland so gut wie nie. Entweder wird ein Bauteil so lange geputzt oder aufbereitet bis es wieder annähernd seine originale Beschaffenheit hat, optisch wie funktionell, oder es wird eben neu gekauft. Und das ist nur vernünftig. Denn wer einmal einen Motor von innen gesehen hat versteht schnell, dass jede noch so kleine Vertiefung ihre ganz bestimmte Aufgabe hat. Und wer nicht ein paar Wochen nach der Restauration mit undichtem Motorgehäuse, ausgeschlagenem Pleul oder ähnlichem am Straßenrand stranden will tut gut daran, Rolands Empfehlungen zu beherzigen. Denn alte englische Motorräder sind vor allem eines: echte Diven!
Motorräder gehören auf die Straße
Wer nun denkt, Gabi und Roland gehörten zu denjenigen Schraubern, die sich wie Maulwürfe in ihrer Werkstatt eingraben und niemals das Tageslicht zu Gesicht bekommen, der täuscht sich. Das Motorradfahren selbst steht bei den Kaschners genauso hoch im Kurs, wie die Maschinen.
Roland: „Motorräder gehen vom Rumstehen nur kaputt!“
Und wer jetzt denkt, das historische Eisen würde sicherlich nur mit Samthandschuhen auf der Straße bewegt, täuscht sich ebenfalls. Im Gegensatz zu anderen Oldtimer-Fahrern, die ihre Schätze nur bei wolkenlosem Himmel aus der Garage holen, geht es bei Roland und Gabi schonungslos zur Sache. Einmal England und zurück? Kein Problem. Mit der Vorkriegs-Triumph über holprige Alpenpässe nach Italien? Ein Kinderspiel! Stundenlange Regenfahrten? Auch in Ordnung. Und kleine Reparaturen unterwegs machen die Tour erst zu einem richtigen Erlebnis. Egal ob verlorene Kette, defekte Batterie oder ein mysteriöses Geräusch während dem Schalten. Geht nicht gibt´s nicht.
Während Roland schraubt, sorgt Gabi für gute Laune. Ihr Lächeln ist weit über die Werkstatt-Tore hinaus legendär, genauso wie ihr Organisationstalent und Teamgeist. Denn irgendwer muss sich schließlich um das gesellige Miteinander und das leibliche Wohl kümmern. Vom gemeinsamen Grillabend über die Urlaubsplanung bis zum Messestand, Gabi ist ein One-Man- Organisationskommittee à la bonne heure. Gabis Spezialgebiet sind jedoch Expressfahrten zum Teilehändler. Auch Strecken von mehreren hundert Kilometer nach Feierabend sind kein Problem. Und da jedes Motorrad mit der selben Liebe behandelt wird scheut Gabi auch keine Mühen wenn es um Restaurationsprojekte von Freunden und Bekannten geht. Hauptsache, der Patient kann bald wieder vom Krankenbett entlassen werden.
Nur eins gibt es bei Gabi und Roland nicht, nämlich Restaurationen auf Bestellung. Hinter jedem Projekt steht eine Geschichte, die selbst entscheidet wann sie erzählt werden will.
Ihr wollt die Gablinger Motorenwerke mit eigenen Augen sehen? Gern leiten wir eure Anfrage an Roland und Gabi weiter!