Privat und beruflich wieder Gas geben können
Eigentlich wäre unser WE WANT TO BREAK FREE Zusammenschluss bei der MOTORRADWELT BODENSEE im Januar 2021 am Start gewesen, doch leider musste diese Corona-bedingt schon im Vorfeld abgesagt werden.
Wir haben Petra Rathgeber, Projektleiterin der MOTORRADWELT BODENSEE, um ein Interview zur aktuellen Situation und um einen Ausblick auf das Jahr 2021 im Messe-Bereich gebeten:
Die MOTORRADWELT BODENSEE ist die wichtigste Biker-Messe im Süden Deutschlands und zieht mit ihrem idealen Standort „Dreiländereck“ jährlich tausende Motorradfans an. Die “MB” wäre eine der ersten Messen im neuen Jahr 2021 gewesen, wird aber Corona-bedingt das erste nicht stattfinden. Was bedeutet das denn für dich/euch als Veranstalter-Team?
Zuerst einmal etwas Positives: So im Rückblick freuen wir uns sehr, dass die MOTORRADWELT BODENSEE eine der fünf Messen war, die 2020 auf dem Messegelände in Friedrichshafen stattgefunden haben und zwar mit durchschlagendem Erfolg. Über 50.000 Fans kamen zur letzten Auflage an den Bodensee – wir hatten eine tolle Stimmung auf dem Gelände. Die Mischung aus Neuheiten der Motorradbranche, tollem Zubehör, Stunts und aktiver Teilnahme machten die Veranstaltung so einmalig. Für die Messeauflage 2021 waren wir lange Zeit guter Dinge, diese mit einem Hygiene- und Abstandskonzept durchführen zu können. Aber nachdem die Zahl der Corona-Infizierten zum Winter hin so deutlich gestiegen ist, mussten wir aus Verantwortung gegenüber unseren Ausstellern und Besuchern – schweren Herzens – die Entscheidung zur Absage treffen. Es ist wirklich außerordentlich schade, dass die MOTORRADWELT BODENSEE zum ersten Mal seit ihrem Bestehen nicht stattfinden kann.
Schon im März 2020 zeichnete sich ab, dass dieses Jahr ganz anders laufen würde. Neben der Motorradwelt veranstaltet ihr auch verschiedene Messen mit anderen Themenwelten. Wie plant man als professioneller Messeveranstalter in einem so schwierigen Jahr wie diesem?
Gute Frage – unser Kerngeschäft sind Messen und Events und wenn man plötzlich von 100 auf 0 ausgebremst wird, ist das schon herb. Wir planen aktuell viele
Eventualitäten ein, beobachten das Tagegeschehen und reagieren auf gute Möglichkeiten. Beispielsweise hat im September die INTERBOOT als erste Messe seit Pandemie-Beginn in Baden-Württemberg mit einem ausgeklügelten Hygiene- und Abstandskonzept stattfinden können. Das mit großem Erfolg und tollem Feedback von Ausstellern und Besuchern. Generell merken wir, wie wichtig Messen als Treffpunkt und Marktplatz sind. Das melden uns sowohl Aussteller als auch Besucher zurück. Deshalb bleiben wir aktiv und kreativ, suchen Ausweichtermine und versuchen Corona-konforme Formate zu entwickeln. Anfang des Sommers waren die Messehallen beispielweise Heimat für ein Autokino.
Achtung kleiner Spoiler: Wir planen aktuell auch an einem Event für die Motorrad-Community im Frühjahr. Sobald es spruchreif ist, gibt es Details!
Petra, du bist seit vielen Jahren Projektleiterin bei der Messe Friedrichshafen. Wie empfindest du persönlich dieses Jahr und wie ist es dir ergangen?
Da ich ein positiv denkender Mensch bin, sehe ich auch immer eine Chance in jeder Krise. Vielleicht macht uns die Pandemie etwas demütiger und auch ein Stück weit dankbarer für das, was wir haben. Aber auch ich stoße an Grenzen, wo es manchmal schwierig ist, weiterhin voller Elan zu sein und mich und mein Team motivieren. Aber meist eröffnen sich aus Krisen auch neue Möglichkeiten und wir arbeiten daran, diese zu nutzen.
Verändert ein Jahr wie 2020 das Denken und Handeln im Projektmanagement und in welchen Bereichen ist dies am deutlichsten zu spüren?
Klar ändert sich gerade die ganze Welt und wir mit ihr. Wir versuchen neue Wege zu gehen und probieren neue Dinge aus. Aber am Schluss bin ich mir sicher, dass der Mensch den persönlichen Kontakt braucht und sucht – die Emotionen bei der MOTORRADWELT BODENSEE sind nicht durch digitale Formate zu ersetzen. Übers Netz habe ich nicht den Benzingeruch in der Nase und sehe nicht die Begeisterung in den Augen der Aussteller und Besucher. Ganz zu schweigen davon, dass sich eine neue Maschine digital äußerst schwierig Probesitzen oder -fahren lässt
Wo liegt die Herausforderung für dich in zukünftiger Messeplanung / Messegestaltung?
Weiterhin müssen wir das gute Ausstellerniveau halten und mit einem interessanten und frischen Rahmenprogramm aufwarten, um die Aussteller und Besucher immer wieder aufs Neue für unsere Messe zu begeistern. Es sind derzeit viele neue Herausforderungen hinzugekommen, wie z.B. das Hygienekonzept, das wir umsetzen werden, um die Sicherheit aller auf dem Gelände zu gewährleisten. Wir möchten aber unbedingt wieder Messen machen und deshalb setzen wir alles daran, dass das bald wieder der Fall sein wird.
Hat das Jahr 2020 auch dein Privateben beeinflusst?
Ich bin ein Mensch, der sich gerne mit der Familie und mit Freunden trifft, gerne zu kulturellen Veranstaltungen wie Konzerten oder ins Museum geht. Außerdem liebe ich die ganze Welt und bin in jeder freien Minute unterwegs. Dies alles war seit März leider nicht oder sehr eingeschränkt möglich. Ich vermisse das sehr und wünsche mir nichts mehr, all dies bald wieder machen zu können. Aber auf der anderen Seite sehe ich die vielen Infizierten und weiß, dass die derzeitigen ergriffenen Maßnahmen angemessen sind. Aber umso euphorischer werde ich sein, wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen haben, und wir sowohl beruflich als auch privat wieder Gas geben können.
Liebe Petra, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses kleine Interview genommen hast. Wir freuen uns darauf, wenn wir in der nächsten Runde der MOTORRADWELT BODENSEE 2022 mit unserem #wwtbf-Zusammenschluss dabei sein dürfen!
Interview mit Petra Rathgeber | Projektleiterin der MOTORRADWELT BODENSEE