Motorradfahren mit Querschnitts-Lähmung
Auf dem 2. ride safely ONE, einem Event unseres wwtbf-Partners x-log lernten wir Robert kennen. Robert gehört zum Team von Rennfieber, Trainingsanbieter für Supermoto und Motocross. Das erste, was uns an Robert auffiel war sein Strahlen. Das zweite -was uns regelrecht sprachlos machte- war seine Performance auf dem Supermotobike. Trotz Querschnittslähmung, die er 2002 bei einem unverschuldeten Motorradunfall erlitt.
WIE ist es möglich, trotzdem so Motorrad fahren zu können, fragten wir uns. Welche Mindpower steckt dahinter? Welche technischen Hilfsmittel und Tricks? Welches Umfeld? Wir wollten es einfach wissen, überwanden die Scheu, Robert mit unserer Neugier zu konfrontieren und fragten ihn, ob wir uns nicht mal treffen könnten für ein Interview.
Robert Friedrich |
seit 2002 querschnittsgelähmt
Nach dem Unfall gleich wieder auf’s Motorrad
Gleich nach dem Unfall stand für Robert fest: „Ich will wieder Motorradfahren“! Mit Hilfe seines Freundes unternahm er die ersten Versuche auf einem Motocross-Bike. Hinter Robert sitzend, stützte er das Motorrad mit seinen Beinen: „Zweiter Gang und los! Es funktionierte.“ so Robert.
Schritt für Schritt Richtung Ziel
Auf einem Quad und auch im Renn-Kart lernte er seinen Oberkörper immer mehr zu stabilisieren, trainierte mehrmals in der Woche und machte Sport. „Bewegung ist alles“, sagt er uns. Die nahezu tägliche 10-km-Radelrunde, Skifahren, Krankengymnastik, spezielles Training: „…damit erhalte ich mein Leistungslevel, meine Ausdauer und meine mentale Power! Die technischen Möglichkeiten, die es heute gibt, machen so viel möglich und ich nutze alles, was sich mir bietet, um wieder Motorrad-Rennen fahren zu können“. Eine von Wilhelm Költgen umgebaute R1 mit „Stützrädern“, die am Lenker über die Daumen bedarfsweise ein- und ausgeklappt werden können, war der nächste Schritt.
Robert begann wieder Rennen zu fahren, doch die umgebaute R1 hatte zu viel Gewicht. Es folgte also das gleiche Modell ohne Stützen für den Rundkurs. Mit umgebauter Kupplung, einer sogenannten “Rekluse-Kupplung” und einer Bedienung der Hinterradbremse über die Hand. Doch Roberts eigentliches Ziel war es, wieder Motocross zu fahren. Also baute er sich zunächst ein Supermoto-Bike um, fuhr erstmal auf planem, sicheren Gelände, um dann schließlich den letzten Schritt zurück auf die Motocross-Maschine zu wagen.
In den Kurven behilft sich Robert mit dem Einsatz der über die Hand gesteuerten Hinterradbremse, um bestmögliche Stabilität des Motorrads zu erreichen. Auch diese ist modifiziert: „… das alles würde sonst viel zu heiß werden“. Seine Füße sind mit Klett-Gurten an den Rasten fixiert. Ein Gurt um das Becken hält ihn fest auf der Sitzbank, um nicht nach vorn über die Gabel zu kippen oder nach hinten von der Sitzbank zu rutschen. Und über die Beine sagt er: “Klar, sie geben einem das gute Gefühl, sich abstützen zu können. Zum Motorradfahren selbst braucht man sie aber nicht wirklich.”
Mobilität ist ein Grundbedürfnis aller Menschen – ob mit oder ohne Behinderung. Wir alle möchten uns möglichst frei und unbeschwert fortbewegen.
Um dieses Ziel zu erreichen braucht es nicht nur eine gute Strategie, einen eisernen Willen und Durchhaltevermögen, sondern auch Freunde und ein starkes Netzwerk!
Kein Wunder also, dass Robert sich unserem wwtbf-Partner Einarmhelden & Einbeinhelden angeschlossen hat. Thorsten “Elch” Krämer und Robert haben sich im September beim “ride safele ONE” kennengelernt. Beide verbindet die starke Leidenschaft fürs Motorradfahren. “Erst ist mir gar nicht aufgefallen, dass bei Elch da etwas anders ist, als bei den restlichen Teilnehmern.” erzählt Robert. “Erst als ich mit ihm ins Gespräch kam hab’ ich bemerkt, dass er ja seinen Arm nicht bewegen kann und es ihm aus dem Grund nicht möglich war eine Supermoto-Maschine auszuprobieren. Wir haben uns dann ein bisschen über die Umbauten unterhalten und festgestellt, dass wir ja beide den Willi Költgen kennen – der übrigens die beste Adresse für Behindertenumbauten aller Art ist. Der Elch hat mich dann eingeladen, der Gruppe “Einbeinhelden”, die er gegründet hat, beizutreten. Das hat mich sehr gefreut.”
Große Pläne für 2022
Robert hat für das kommende Jahr so einiges geplant, zum Beispiel die Teilnahme beim „European Bridgestone Iron Cup“. Qualifiziert hierfür hat er sich bereits. Da Robert keinen Sponsor hat und alles, also von seinen Motorrädern und den Umbauten angefangen, aus eigener Tasche zahlt, fänden wir es klasse, wenn es da draußen den ein oder andren gibt, der ihn -in welcher Art auch immer- bei seinem Hobby und Plänen unterstützen möchte.
Ihr könnt ihm gern direkt eine Email schreiben:
robert-friedrich(at)t-online.de
Auch über Facebook ist Robert erreichbar.