Die Lipstick & Gasoline ROCKERETTES … kein typischer “Motorradclub für Frauen”, denn wir sind keine “Lady-Biker”. Gegründet wurde die kleine Runde 2014 im schönen Allgäu. Cafe Racer, schwarze Lederjacken, Pins und Nieten. Nicht nur ein Look, sondern ein Lifestyle.
Britta, Gabi, Tanja und Franzi sind der “harte Kern” der ROCKERETTES | www.rockerettes.de
Alte Motorräder – oder eben im klassischen Design. Das ist, was uns gefällt.
Der Startschuss von Lipstick & Gasoline fiel im Jahr 2014. Mehr oder weniger aus der Not heraus. Mein Mann hat 1992 einen Motorradclub für klassische Motorräder ins Leben gerufen: den Bad Seed C.M.C (Classic Motor Cycles) — aber eben nur für “MIT”-GLIEDER. Und da ich ziemlich frisch mit dem Mopped-Virus infiziert war, musste da einfach was für die Damenwelt her. Mitfahrerinnen gab es zu der Zeit nur wenige. 2016 kam Gabi mit an Board, Franzi schloss sich dann 2017 an und Britta kam 2018 dazu.
Andere Mädels kamen und gingen aber auch wieder. Denn in einer (Motorrad-)Gruppe muss es in erster Linie zwischenmenschlich passen: man muss sich auf den andren verlassen können. Das ist vor allem ganz wichtig, wenn es um lange Touren geht. Sich aufeinander einstellen, schon ahnen können, wie die andere in gewissen Situationen auf bzw. mit dem Motorrad reagiert — das “lernt” man nur, wenn man viele gemeinsame Kilometer gefahren ist. Und das ist bei Gabi und mir der Fall: wir sind schon so wahnsinnig tolle Touren miteinander gefahren, dass man sich auf dem Motorrad eigentlich schon in- und auswendig kennt. In die Berge, nach Italien oder die Fahrt nach England samt unseren Männern und einem guten Freund. Auf Gabi kann ich mich blind verlassen und kann ohne Bedenken sagen: mit ihr fahr’ ich überall hin.
Gabi:
Und das ist es am Ende, was sich ins Gedächtnis brennt: die gemeinsamen Erinnerungen an diese unglaublich schönen Tage und Wochen, wenn wir unterwegs gewesen sind. Selbst wenn ich nicht mehr mit dem Motorrad fahren kann sondern auf den Rollator umsteigen muss, werde ich immer noch über gewisse Situationen lachen und mich an dieser tollen Zeit erfreuen!
Für uns steht ganz klar der Spaß an der Freude an erster Stelle. Sich auf’s Motorrad zu setzen und loszufahren —egal mit welchem Ziel— ist ein großartiges Gefühl und jede “längere” Tour eben auch ein Stück Abenteuer und ganz viel Freiheit. Das ist, was “Motorradfahren” eigentlich ausmacht. Es verbindet, es schafft Erinnerungen.
Als ich 1995 —im zarten Alter von 16 Jahren— meinen 125er-Schein gemacht habe, hätte ich nie daran gedacht, jemals ein Motorrad zu fahren! Klar, den Mopped-Schein wollte ich schon immer … allerdings nur, um einen 200ccm-Motor in meine Vespa PX80 (die ich übrigens immer noch besitze!) zu klemmen. Mama war immer dagegen (“…das ist viel zu gefährlich!”) und so bin ich — glücklicherweise lieber spät als nie! — dann durch meinen Mann zum Motorradfahren gekommen.
Jetzt könnte ich mir “ein Leben ohne” nicht mehr vorstellen, denn dadurch haben wir auch einige tolle Leute kennengelernt, die ich aus meinem Leben nicht mehr wegdenken kann. Ja, Motorradfahren verbindet.
“Girls only” ist bei den diversen Fahrten aber natürlich nicht immer der Fall. Wenn wir Urlaube auf und mit dem Zweirad machen, sind unsere Männer und oft auch gute Freunde mit dabei. In manchen Situationen sehr hilfreich, wenn ein größeres, technisches Problem auftritt. Und das passiert bei unseren (teilweise) alten Maschinen eben auch mal. Auf der anderen Seite sind wir aber glücklicherweise in der Lage, uns bei Kleinigkeiten auch selbst zu helfen. Da wird dann gechecked, “ob noch Strom da ist” oder mal nach der Zündkerze geschaut. Wenn’s um gröbere Sachen geht brauchen wir natürlich die Unterstützung von unseren “Göttergatten”.
Ganz klar ist es nicht immer möglich, alle Mädels bei den unterschiedlichsten Touren dabei zu haben. Da kommt bei Franzi dann eine Spätschicht dazwischen oder es ist eine Ausfahrt geplant, wo man schon anderweitige Verpflichtungen hat. Das ist bei uns aber nicht tragisch. Dann fährt man eben bei der nächsten Runde wieder mit. Wie sehr sich jede in das Ganze einbringt, ist einem selbst überlassen.
Franzi: Es ist halt einfach total entspannt, wenn mal jemand nicht mitfahren kann. Sowas wie “Zickenkrieg” gibt’s in dem Sinn glücklicherweise bei uns nicht!
“Lipstick & Gasoline” ist aber nicht nur unser Club-Name, sondern auch ein kleines Label für Merchandise-Sachen, die ich entwerfe und die bei mir Zuhause fast “handmade” produziert werden: T-Shirts, Hoodies, Taschen …
Damit “verdienen” wir uns ein paar Euronen dazu (im besten Fall ist damit das Sprit-Geld bezahlt!), wenn wir uns auf diversen Messen oder Veranstaltungen präsentieren. Die MOTORRADWELT BODENSEE z.B. ist seit einigen Jahren ein festes Datum in unserem Terminkalender. Wir freuen uns immer wahnsinnig, wenn wir dort jährlich im Januar das Wochenende verbringen können. Eine gute Gelegenheit, Mopped-Freunde zu treffen, denn man hat sich zu diesem Zeitpunkt ja schon seit einigen Monaten nicht gesehen und der Start zur nächsten Saison dauert auch noch ein wenig.
2018 durften wir erstmalig auf der INTERMOT in Köln im Bereich der “Ladies at Intermot” dabei sein (an dieser Stelle einen lieben Gruß an Karin Birkel von GOOD SOULS, die das Ganze dort organisiert — wieder einer der bereits genannten “tollen Menschen”, die ich durch das Motorradfahren kennenlernen durfte!). Das war auch so eine unvergessliche Sache, auch wenn Franzi und ich (Gabi kam dann am Wochenende dazu) nicht “auf Achse” sondern mit vollgeladenem Transporter (DANKE Claus!) vom Allgäu aus losgestartet sind.
Oder ein Motorradtreffen am Mondsee in Österreich bei gefühlten 50° im Schatten bzw. in unserem kleinen “Präsentationspavillon”, bei dem Franzi und ich erst nur die “Hydranten-Dusche” zur Verfügung hatten. Wie es das Schicksal will haben wir dort dann Charlotte samt kurvX-Team kennengelernt — mittlerweile arbeite ich bei x-log Elektronik GmbH als Mediengestalterin und kann so meine Leidenschaft mit meinem Job verbinden. Quasi fast wie ein 6er im Lotto!
…ich könnte noch von so vielen weiteren tollen Erlebnissen berichten …!
Als die Sache mit “WE WANT TO BREAK FREE” ins Rollen kam, war für mich ganz klar, dass wir uns mit den ROCKERETTES anschließen. Nicht nur weil wir eben im x-log-Team bei einem Online-Meeting auf die #wwtbf-Idee kamen. Der Hauptgrund war eigentlich, dass der Lock-Down und dieses “Wir wollen wieder raus!”-Gefühl eben genau zum Start der Motorradsaison losging. Da war mir eigentlich schon bewusst, dass 2020 nichts so sein wird, wie wir es sonst gewohnt sind: z.B. keine Tour nach Italien zum Rockers Rule (was bei uns immer im August fest im Kalender eingeplant ist). Als Mitveranstalterin beim RUSTIC RACER RIDE habe ich auch ziemlich schnell entschieden, dass wir die Veranstaltung 2020 canceln müssen. Leider. Und auch wenn wir jetzt eigentlich wieder hinfahren könnten wo wir wollen, bleibt trotzdem ein fahler Beigeschmack. Sei es, dass wir ab sofort auf Fahrten nach Tirol verzichten müss(t)en, da die meisten unserer Oldtimer-Motorräder den dort erlaubten Dezibel-Grenzwert übersteigen oder eben auch im Hinterkopf mitschwingt “Mensch, eigentlich wären wir heute auf diesem oder jenem Mopped-Treffen …”.
Britta: Mir gefällt in erster Linie unser Style — von den klassischen Motorrädern bis zu den Lederjacken.
Wir machen das Beste aus diesem verrückten Jahr!
Grillungen im kleinen Rahmen bei Gabi und Rolands “Gablinger Motorenwerke“, Tages- oder Wochenend-Touren statt längeren Fahrten nach Italien o.ä. oder man trifft sich einfach mal —ganz Mädels-Like— halt nur zum Ratschen auf einen Kaffeeklatsch. Dieses Jahr ist nun mal anders, als wir es gewohnt sind. Und bevor wir jammern, machen wir uns trotzdem eine tolle Zeit.
Natürlich planen wir auch schon für 2021 — ohne zu wissen, wie es kommen wird. Wenn alles klappt, geht es auf Achse wieder nach England und zurück. Immer mit dem Motto: “Der Weg ist das Ziel!”. Und ich freue mich jetzt schon auf die “neuen Erinnerungen”!